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Versorgung nach Laryngektomie in Nordschweden – Einblicke von Veronica Lindberg

Versorgung nach Laryngektomie in Nordschweden – Einblicke von Veronica Lindberg

Für Fachpersonal
25. April 2025

Versorgung nach Laryngektomie in einem Flächenland wie Schweden stellt das medizinische Fachpersonal vor ganz besondere Herausforderungen. Große geografische Distanzen, begrenzte Ressourcen und die Notwendigkeit einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit erfordern durchdachte, strukturierte Versorgungsansätze – besonders in der Nachsorge von Patienten mit totaler Laryngektomie. Wie eine qualitativ hochwertige Betreuung dennoch gelingen kann, zeigt Veronica Lindberg, erfahrene Logopädin aus Umeå, eindrucksvoll anhand ihrer Arbeit im hohen Norden Schwedens.
Im folgenden Beitrag berichtet sie über ihre Erfahrungen aus dem Klinikalltag, die Entwicklung nationaler Leitlinien in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen im ganzen Land und die Bedeutung klarer Standards für eine sichere, einheitliche und patientenzentrierte Versorgung.

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Veronica Lindberg ist Logopädin mit 23 Jahren Berufserfahrung, davon über 15 Jahre in der Versorgung von Patient:innen nach Laryngektomie. Am Universitätsklinikum Umeå im Norden Schwedens steht sie täglich vor der Herausforderung, eine hochwertige Betreuung trotz großer geografischer Distanzen sicherzustellen. Dabei ist eine enge, effektive Kommunikation zwischen Kliniken und Fachkräften entscheidend, um Patienten Stabilität und Sicherheit im Alltag zu bieten.

Gemeinsam für bessere Standards – Entwicklung klinischer Leitlinien

Unterstützt durch Atos und das Atos Learning Institute arbeitete Veronica mit Kollegen aus allen schwedischen Universitätskliniken, Pflegefachkräften und vereinzelt auch Ärzte an der Verbesserung der Versorgung. In regelmäßigen digitalen und persönlichen Treffen wurde das niederländische „Best Practice“-Protokoll des Nederlands Kanker Instituut geprüft und mit den schwedischen Versorgungsrealitäten verglichen. Ziel war es, nationale Leitlinien für die postoperative Laryngektomieversorgung zu entwickeln.

Die Bedeutung nationaler klinischer Leitlinien

Veronica betont die Relevanz einheitlicher, evidenzbasierter Standards:

  • Qualität sichern: Patienten sollen überall im Land eine Versorgung nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erhalten.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Klare Rahmenbedingungen stärken die Koordination zwischen Klinik-Teams.
  • Patient Empowerment: Patienten erhalten die Zeit und Unterstützung, die sie brauchen, um mit neuen Routinen – etwa in den Bereichen Atmung, Hautpflege, Stimme und Ernährung – sicher umgehen zu können.

Zentrale Aspekte der 'Best Practice'-Empfehlungen

Die Leitlinien zielen darauf ab, regionale Unterschiede zu harmonisieren und Abweichungen von bewährten Praktiken zu reduzieren.

Schwerpunkte sind:

  • Vermeidung unnötiger Trachealkanülen: Minimale Nutzung von Kanülen, außer bei klarer Indikation.
  • HME-Routinen (Tag/Nacht): Etablierung zur Unterstützung der pulmonalen Gesundheit.
  • Frühe orale Nahrungsaufnahme: Als sichere Maßnahme empfohlen.
  • Frühe Förderung der Patientenkompetenz: Wissensvermittlung bereits in der frühen Erholungsphase.

Aktueller Stand & Ausblick

Im Oktober 2024 entstand beim Treffen in Malmö ein erster Entwurf für nationale Leitlinien. Dieser wurde im November im Rahmen eines Atos-Webinars vorgestellt. Der nächste Schritt ist nun die konkrete Planung der Umsetzung.

Herausforderungen & Lösungsansätze

Zwei zentrale Herausforderungen wurden identifiziert:

Einbindung medizinischer Entscheidungsträger:

Chirurgen und Ärzte müssen frühzeitig eingebunden werden, um Akzeptanz und Nachhaltigkeit sicherzustellen.

Sensibilisierung & Schulung:

Fachkräfte auf allen Ebenen – insbesondere Logopäden an Universitätskliniken – tragen Verantwortung für die Verbreitung und Etablierung der neuen Standards in regionalen Versorgungsstrukturen.

Fazit

Durch die Entwicklung gemeinsamer klinischer Leitlinien möchten Veronica Lindberg und ihr Team die postoperative Versorgung nach Laryngektomie in Schweden verbessern – mit dem Ziel, die pulmonale Gesundheit zu fördern und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu steigern.

Referenzen

1 Griffith GR, Luce EA. Tracheal stomal stenosis after laryngectomy. Plast Reconstr Surg. 1982 Dec;70(6):694-8.

2 Ward EC, Hancock K, Boxall J, Burns CL, Spurgin AL, Lehn B, Hoey J, Robinson R, Coleman A. Post-laryngectomy pulmonary and related symptom changes following adoption of an optimal day-and-night heat and moisture exchanger (HME) regimen. Head Neck. 2023 Apr;45(4):939-951.

3 Serbanescu-Kele CM, Halmos GB, Wedman J, van der Laan BF, Plaat BE. Early feeding after total laryngectomy results in shorter hospital stay without increased risk of complications: a retrospective case-control study. Clin Otolaryngol. 2015 Dec;40(6):587-92.

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